
Das Leben spielt einem ja wunderliche Streiche. Da kommt eines Tages eine Frau zu Besuch und man wird, gemeinsam mit der Schwester in Schwarz in eine komische Kiste gesperrt. Ganz dunkel, nur ein Gitter vorne dran. Daß die gräßlich ist, kann auch die weiche Kuscheldecke, dir darin liegt, nicht übertünchen.
Und dann sind diese Menschen so wankelmütig! Erst wird man dort hinein gesteckt, dann auf einmal soll man wieder aus dem Gehäuse verschwinden und Schwesterchen Schüchtern wird hineingesteckt. Und danach habe ich die beiden Schwestern nicht wieder gefunden, obwohl ich laut nach ihnen gerufen habe und alle Ecken des Stalles abgesucht habe. Nur Mama und die großen Brüder waren noch da. Und die Dosenöffner, die einem immer viel zu wenig Futter hinstellen. Zumindest von diesen leckeren Fleischbrocken, das olle Trockenfutter ist ja immer reichlich vorhanden.
Dann hatte ich mich gerade daran gewöhnt, dass ich nun alleine auf Mama und die Brüder aufpassen muß – schon kommt der nächste Schrecken. Da nimmt mich doch die eine Dosenöffnerin auf den Arm. Gut, das alleine ist ja kein Problem, das kenne ich ja schon. Ist auch nicht so schlecht, im Allgemeinen. Allerdings ist es auch nicht sicher, dass sie nur kuscheln will. Manchmal bekommt man so ekliges Zeug ins Maul oder – noch schlimmer – sie stochern einem mit Wattestäbchen im Ohr herum, nachdem sie da ein widerlich kaltes Zeug rein gekippt haben. Und dann beschweren sich die Zweibeiner auch noch, wenn man heftig mit dem Kopf schüttelt, dass es nur so spritzt. Wie die sich wohl fühlen würden, wenn ich das mit ihnen machte?
Diesmal gabs aber nichts gräßliches zu essen. Aber die Umgebung änderte sich. Ein großer Raum mit glattem Fußboden. Schön warm war es da allerdings drin, ganz anders als draußen im Stroh. Eine komische Kiste mit kleinen Steinchen gabs auch. Was die sollte, habe ich ganz schnell verstanden, worüber sich die Dosenöffnerin verwundert zeigte. Glaubt die eigentlich, ich bin doof?
Von Vorteil ist hier jedenfalls, dass man ordentlich zu essen bekommt. Hungrig bin ich jetzt gar nicht mehr. Die Küche durfte ich auch schon verlassen und in den beiden angrenzenden Räumen gibt es tolle weiche Kissen, auf die man sich kuscheln kann. Schwierig wird es nur, wenn der olle Churchill ums Eck kommt. Das ist schon ein ziemlich alter Sack, hat kaum noch Zähne im Maul – aber puh – vor dem hab ich Respekt, der hat mich ganz schön angeraunzt, als ich ihm in die Quere kam. Dem gehe ich lieber aus dem Weg. Und dann gibt es noch die zwei kleinen Dosenöffner. Der eine geht ja, der ist ganz friedlich. Und ich kenne ihn auch schon aus dem Stall. Aber der andere, ganz kleine Zweibeiner. Huch! Der quietscht immer laut, wenn er mich sieht und will mir hinterher rennen. Da flüchte ich mich dann ganz schnell – dieser ist mir doch unheimlich. Muß ich erst mal aus sicherer Entfernung beobachten…
(Meine Nächte darf ich übrigens immer noch bei Muttern im Stall verbringen. Da kuschele ich mich dann an sie und an meine Brüder und berichte von der seltsamen neuen Welt innerhalb dieses Gemäuers da drüben…)
Euerfrecher Oskar