Die Sache mit den Pellkartoffeln

Wenn wir in den Kindergarten fahren, müssen wir an etlichen Feldern vorbei. Das letzte Feld auf der rechten Seite, bevor die Stadt beginnt, wurde schon seit einigen Wochen mit folgenden Worten begrüßt:

„Auf dem Feld, da wachsen Pellkartoffeln, schau mal!“

Natürlich wächst da derzeit höchstens Unkraut und ich frage mich schon, wie er ausgerechnet darauf kommt, dass dort PELLkartoffeln wachsen und nicht ganz normale Kartoffeln. Dennoch stimme ich ihm immer zu, denn Korrekturen erreichen lediglich heftiges Insistieren.

„Doch, da wachsen Pellkartoffeln!!!!“ Mit mindestens fünf Ausrufezeichen!

Heute früh gab es dann die Steigerung.

„Die Pellkartoffeln sind ganz zugeschneit, guck mal!“

Wettervorhersagen

Die stimmen ja nun nicht immer. Nicht umsonst wurde in unserer Familie das Wort von den „Metereolügen“ geprägt. Gestern haben wir einfach ein wenig nachgeholfen, Junior und ich. Wir haben ganz fleißig „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ gesungen, damit es heute auch wirklich schneit. Können Sie sich das Strahlen in seinem Gesicht vorstellen, als heute früh tatsächlich alles weiß war?

Den ganzen Vormittag hat es geschneit, erst im Laufe des Nachmittags ließ der Schneefall nach. Es ist nasser, schwerer Schnee – was Junior ziemlich zu schaffen machte, als er mit seinem Schneepflug in der Einfahrt die weiße Pracht beiseite schieben wollte. Es dürften so zwischen fünfzehn und zwanzig Zentimeter sein, die gefallen sind. Die Pferde versanken bis zu den Fesselgelenken im Schnee, auf den Winterdecken lag die weiße Schicht fünf Zentimeter hoch.

Die nächsten Tage soll es kalt bleiben, was mir gut gefällt. Der Winterdienst, der bis zum Nachmittag brauchte, um alle Straßen wieder frei befahrbar zu bekommen, hat seine Aufgabe nun erledigt. Man darf also hoffen, dass es über das Wochenende hübsch weiß bleibt, die Straßen aber dennoch gut benutzbar sein werden. So mag ich den Winter.

Nummer fünf und sechs

Der Endspurt beginnt. Mit großer Begeisterung hat Junior heute Mürbeteig-Ausstecherle fabriziert. Nach zwei Blechen verging ihm aber die Lust und er wurde kreativ. Er formte Schlangen und etwas, was er als Männlein bezeichnete, wobei man aber schon viel Phantasie benötigte. Gebacken werden durften diese –  aber man darf sie nicht essen, so hat er es bestimmt.

Währenddessen begann bei mir das Projekt „Dominosteine“. Schon seit Jahren wollte ich diese ausprobieren, aber ich habe es nie in Angriff genommen. Nun aber. Der Lebkuchenteig war schnell hergestellt, allerdings habe ich auf Orangeat und Zitronat verzichtet, da ich diese nicht mag. Statt dessen gab ich abgeriebene Schalen von Orange und Zitrone hinzu. Nach dem Backen gab es erst mal irritierte Blicke, denn der Teig war ziemlich aufgegangen. Das würden keine Dominosteine, sondern Hochhäuser werden, wenn ich die Würfel nur einmal halbieren würde…

Also gedrittelt. Jeweils zwei Teile ergaben einen Dominostein, dazuwischen eine ordentliche Schicht selbstgemachtes Quittengelee und Marzipan. Das Ganze dann noch mit Kuvertüre überzogen. Eine ziemlich leckere Schweinerei, wie ich finde. Allerdings ist es auch sehr aufwendig. Den ganzen Nachmittag in der Küche zu stehen für knapp dreißig Steinchen… da fragt man sich schon.

Fünfzehn Grad im November

Einfach unglaublich. Ein Wetterchen zum Ausreiten, Spazierengehen, Garteln oder sich mit einem guten Buch auf die Bank auf der sonnenbeschienenen Terrasse niederzulassen.

Nichts davon habe ich getan. Die Freundin, mit der ich normalerweise sonntags ausreite, stand in der Küche und nutzte den Tag beim Backen ihrer Adventsplätzchen, das Spazierengehen habe ich Opa, Oma, Junior und Prinzeßchen überlassen und anstatt mich auf die Bank zu setzten, habe ich zwei meiner Pferde auf dem Platz geritten und zwei Stunden Reitunterricht gegeben. Auch eine Möglichkeit.

Übrigens: Die Quitten sind endlich alle entsaftet und nun warten acht Liter Saft darauf, zu Gelee verarbeitet zu werden..

 

Nummer drei

Eiweißverwertung ist angesagt. Frau Mutter feiert morgen ihren Geburtstag mit einem piemontesisch-toskanischen Sechs-Gänge-Menü (ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich mich schon tierisch drauf freue *mjam*). Wie immer bei solchen Festivitäten sucht Frau Mutter ein Nachtischrezept für mich aus und ich lege dann los.

So kam es, dass ich nach Fertigstellung der „Crema da Mascarpone“ (sehr lecker) einen Haufen Eiweiß übrig hatte. Im Ofen backen nun die ersten Makronen vor sich hin. Schoko-Mandel-Makronen. Noch nie versucht. Ich bin mal gespannt. Zweieinhalb Blech dürfte es geben. Dann habe ich immer noch fünf Eiweiß übrig…

Guten Tag!

Das Leben spielt einem ja wunderliche Streiche. Da kommt eines Tages eine Frau zu Besuch und man wird, gemeinsam mit der Schwester in Schwarz in eine komische Kiste gesperrt. Ganz dunkel, nur ein Gitter vorne dran. Daß die gräßlich ist, kann auch die weiche Kuscheldecke, dir darin liegt, nicht übertünchen.

Und dann sind diese Menschen so wankelmütig! Erst wird man dort hinein gesteckt, dann auf einmal soll man wieder aus dem Gehäuse verschwinden und Schwesterchen Schüchtern wird hineingesteckt. Und danach habe ich die beiden Schwestern nicht wieder gefunden, obwohl ich laut nach ihnen gerufen habe und alle Ecken des Stalles abgesucht habe. Nur Mama und die großen Brüder waren noch da. Und die Dosenöffner, die einem immer viel zu wenig Futter hinstellen. Zumindest von diesen leckeren Fleischbrocken, das olle Trockenfutter ist ja immer reichlich vorhanden.

Dann hatte ich mich gerade daran gewöhnt, dass ich nun alleine auf Mama und die Brüder aufpassen muß – schon kommt der nächste Schrecken. Da nimmt mich doch die eine Dosenöffnerin auf den Arm. Gut, das alleine ist ja kein Problem, das kenne ich ja schon. Ist auch nicht so schlecht, im Allgemeinen. Allerdings ist es auch nicht sicher, dass sie nur kuscheln will. Manchmal bekommt man so ekliges Zeug ins Maul oder – noch schlimmer – sie stochern einem mit Wattestäbchen im Ohr herum, nachdem sie da ein widerlich kaltes Zeug rein gekippt haben. Und dann beschweren sich die Zweibeiner auch noch, wenn man heftig mit dem Kopf schüttelt, dass es nur so spritzt. Wie die sich wohl fühlen würden, wenn ich das mit ihnen machte?

Diesmal gabs aber nichts gräßliches zu essen. Aber die Umgebung änderte sich. Ein großer Raum mit glattem Fußboden. Schön warm war es da allerdings drin, ganz anders als draußen im Stroh. Eine komische Kiste mit kleinen Steinchen gabs auch. Was die sollte, habe ich ganz schnell verstanden, worüber sich die Dosenöffnerin verwundert zeigte. Glaubt die eigentlich, ich bin doof?

Von Vorteil ist hier jedenfalls, dass man ordentlich zu essen bekommt. Hungrig bin ich jetzt gar nicht mehr. Die Küche durfte ich auch schon verlassen und in den beiden angrenzenden Räumen gibt es tolle weiche Kissen, auf die man sich kuscheln kann. Schwierig wird es nur, wenn der olle Churchill ums Eck kommt. Das ist schon ein ziemlich alter Sack, hat kaum noch Zähne im Maul – aber puh – vor dem hab ich Respekt, der hat mich ganz schön angeraunzt, als ich ihm in die Quere kam. Dem gehe ich lieber aus dem Weg. Und dann gibt es noch die zwei kleinen Dosenöffner. Der eine geht ja, der ist ganz friedlich. Und ich kenne ihn auch schon aus dem Stall. Aber der andere, ganz kleine Zweibeiner. Huch! Der quietscht immer laut, wenn er mich sieht und will mir hinterher rennen. Da flüchte ich mich dann ganz schnell  – dieser ist mir doch unheimlich. Muß ich erst mal aus sicherer Entfernung beobachten…

(Meine Nächte darf ich übrigens immer noch bei Muttern im Stall verbringen. Da kuschele ich mich dann an sie und an meine Brüder und berichte von der seltsamen neuen Welt innerhalb dieses Gemäuers da drüben…)

Euerfrecher  Oskar

 

Nummer Zwei

Honiglebkuchen, von Junior eigenhändig ausgestochen, sowie ein paar Mandelprinten tummeln sich in der ersten Plätzchenbox, fein säuberlich durch ein in Alufolie gewickeltes Stück Pappe getrennt. Die Mandelprinten wollten nicht so wie ich – zwei von drei Blechen sind verbrannt. Ich habe zwar versucht, mich von unten an die im Rezept angegebenen Backzeiten heranzutasten, aber man sollte eben nicht gleichzeitig backen, Wäsche sortieren, Kinder hüten und eine drei Monate alte Katze ans Hausleben gewöhnen… Wenn man das Piepsen des Backofens nicht hört, ist es schon zu spät…

Gestrickt

Als es Ende Oktober so kalt war, reifte die Erkenntnis. Juniors Mütze, so schön warm und plüschig und richtig kuschelig, paßt definitiv nicht mehr. Und irgendwie hatte ich mal wieder Lust, die Stricknadeln in die Hand zu nehmen, auch wenn ich noch nie eine Mütze gestrickt hatte.

Nachdem ich so meine Probleme mit den Anleitungen in den zu kaufenden Strickzeitschriften habe und diese immer drei Mal durchlesen muß, um sie eventuell einmal zu verstehen und das Verstandene dann nach zwei Tagen wieder vergessen habe, machte ich mich in den Weiten des Internets auf die Suche nach einer Anleitung.

Es gibt jede Menge Anleitungen zum Mützenstricken, stellte ich bald fest. Aber irgendwie war keine Kopfbedeckung dabei, die mir so wirklich gefallen wollte. Immerhin führte mich die Suche zu dem Gedanken, dass ich gerne eine Inkamütze stricken wollte. So schön mit Ohrenklappen und Bommel. Es dauerte übrigens schon eine gute Woche, bis ich herausfand, wie diese Sorte Mützen heißt. Und suchen Sie mal im Netz nach einer Anleitung für etwas, dessen Namen Sie nicht kennen! Das ist richtig spaßig.

Fündig wurde ich dann doch. Frau Farbenmix hat ein Ebook erstellt, wie ich es brauchte. Leider kostete es etwas, aber auf der anderen Seite gibt man ja schließlich auch Geld für eine Strickzeitschrift aus, die man in der Regel auch nur für ein einziges Kleidungsstück kauft. Also los.

Das Ebook war sein Geld wert. Zwar war es nur sechs Seiten lang, aber dafür wird – auch für einen Strickidioten wie mich – vollkommen verständlich beschrieben, wie diese Inkamütze gewerkelt werden soll.

Am Freitag nachmittag ging es also in das Wollgeschäft. Junior durfte sich die Farben selber aussuchen. Ich finde, der junge Mann hat Geschmack !

Samstag vormittag begann ich zu stricken, am Sonntag nachmittag war es fertig, mein Mützenerstlingswerk. Hier noch ungebügelt mit daher welligem Rand.