Um vier klingelte der Wecker. Ich wachte einige Minuten davor auf, um festzustellen, daß sich das Prinzeßchen eingeschlichen hatte. Also brachte ich sie erst mal in ihr Bett, zog mich an, bekam irgendwie die Kontaktlinsen in die Augen und raus ging es. Gerichtet hatte ich alles schon am Vorabend, ich mußte nur noch anhängen, einladen, Pferd richten und verladen, losfahren.
Dummerweise war ich ganz alleine, weil sich diesmal so gar niemand fand, der mitfuhr. Nicht die beste Voraussetzung, aber das Buschpferd ist an und für sich ja problemlos.
Haben Sie schon mal versucht, um halb fünf im Dunklen ein dunkelbraunes Pferd auf der Koppel einzufangen? Das Dressurpferd und das Buschpferd standen natürlich beisammen; als ich auftauchte, schickte das Buschpferd sich gleich an, davonzutraben. Aber ich bin ja schlau – ich hatte einen Fallapfel dabei und biß da mal schnell rein. Igitt, saures Zeug – aber Pferd hörte es und beschloß, sich einfangen zu lassen 
Schnell geputzt, verladen, auf gehts. Ungefähr eine Stunde Fahrt, ich war der erste Depp am Turnierplatz. Erst mal orientieren, Hänger umparken – ist nix, wenn man vor dem Einweiser da ist – dann Sachen aus dem Auto und ausgeladen. Oh Mist, Stollenkistchen vergessen. Der Nachbar bot gleich seine Kurzen an. Seien aber nur noch sieben. Kein Problem, ich brauch‘ bloß vier, da hinten barhuf.
Dann die Strecke mit Pferd abgegangen, wie erwartet höchstes Geglotze beim Trakehner Graben und äußerste Unwilligkeit, sich dem Ding zu nähern. Na prima. Irgendwie bekam ich sie dann doch halbwegs in die Nähe. Sprung vier wollte sie auch erst nicht ran, da war das Wasser in Sichtweite und da plantschten grad welche durch, so was mag sie nicht. Als wir dann durchs Wasser waren, war auch der Vierer uninteressant.
Ansonsten schienen alle ungefährlich, nur das weiße Gatter hatte ihr mal wieder zu viel Blumenschmuck.
Dann abreiten. Vier, fünf Probesprünge. Schön, daß ihr das jetzt reicht, früher mußte ich eher fünfzehn machen, bis der Gang drin war und sie wollte.
Dann war ich dran. Baumstamm kein Problem, auf zwei mußte ich etwas antreiben, bis sie ihren Rhythmus hatte, aber dann super. Einen Buckel runter, großer Linksbogen auf drei, Baumstamm mit Tannenkruscht drauf, alles gut. Dann obengenannte Vier, ein Aufsprung über einen Baum, kein Thema, drüber. Rechtsherum, Pflichttor, fünf ohne Probleme, sechs ebenso.
Und dann kam der Trakehner, ich erwischte die Wendung darauf hin nicht besonders gut, Gerade auf den Sprung hin ist was anders. Mantraartiges „Guck nach vorne“ – das Roß steht. Bah. Noch mal angeritten, diesmal richtig in den Sattel gesessen und Druck gemacht – zack, klappt. Durch den Druck hatten wir dann etwas viel Tempo und erwischten die Rechtswendung aufs Wasser nur mit Ach und krach (da war ein begrenzender Zaun zwischen oberem und unterem Teil der Strecke), anstatt ins Wasser zu galoppieren, _sprang_ sie mal wieder, ich saß dadurch nicht gerade stabil und dann war da schon der Baum-Aussprung, aber irgendwie haben wir uns drüber gerettet.
Neun ein kleiner Aufsprung, zehn ein weißes Rennbahnrick, dann elf – das weiße Gatter mit den Blumen, alles kein Problem. Die Kondition ließ leicht nach, aber ich habe schon schlimmer geschnauft. Dann ein Holzstoß, rauf auf den Hügel und über eine Baum runter, noch die Mauer und wir waren im Ziel.
Grundnote war 6,8 – der Herr Richter bescheinigte mir anfangs gutes Tempo, ordentliche Zügelführung, zwischendrin immer wieder Unstimmigkeiten, so am Wasser und daß ich den „Möchtegerngraben“ halt nicht optimal angeritten sei. Gab natürlich Abzüge und Zeitfehler durch den Steher, die schlußendlich zu restlichen 4,8 Punkten führten.
Hey – wir haben das erste Mal einen Graben geschafft! Ist das nicht klasse?!?!

Geländeskizze