Dieser Film mit Leonardo di Caprio wurde an verschiedenen Stellen gepriesen, steht er doch mit etlichen Oskarnominierungen hoch im Kurs. Eben dies veranlasste uns, ihn uns einmal nicht erst im „Puschenkino“ sondern in einem Kino anzusehen.
Der Herr, der unsere Karten entwertete, fragte uns zunächst einmal, ob wir gute Nerven mitgebracht hätten.Lässig antworteten wir mit „Ja“, nicht ahnend, wie sehr unser Nervenkostüm noch strapaziert werden würde.
„The Revenant“ handelt von einem Trapper und seinem indianischen Sohn, der amerikanischen Soldaten helfen soll, kriegerischen Indianern zu entkommen. Dabei wird er von einer, ihre Kinder verteidigenden Bärin angegriffen und übel zugerichtet. Zunächst nimmt man den mit seinem Tod ringenden Trapper auf einer Trage mit. Als der Weg dann immer unwegsamer wird, lässt man ihn mit seinem Sohn und 2 weiteren Männern zurück. Einer der Zwei hatte vorher schon dauernd gestänkert, dass man sich mit diesem „Ballast“ doch nicht abgeben sollte. Der Anführer der Truppe lässt die zwei schwören „den Trapper zu pflegen / bzw. bis zu seinem Tode bei ihm zu bleiben“. Es kommt, wie es kommen muss. Der Stänkerer ermordet den Sohn des Trappers vor dessen Augen, überredet den Anderen, eigentlich eine ehrliche Haut, mit einem Trick, den Trapper liegenzulassen und in das Fort zurückzukehren.
Der Trapper, mit schier unmenschlicher Kraft und voller Hass, bringt es fertig sich aus der Grube, in die man ihn gelegt, zu befreien. Die Indianer, von denen sie angegriffen wurden, sind eigentlich auf der Suche nach der Tochter des Häuptlings, die von Weißen verschleppt worden ist. Sie verfolgen auch ihn. Mit knapper Not kann er ihnen entkommen und als er meint, das Ende sei nahe, hilft ihm ein Indianer, der auch allein umherzieht weil er selbst alles verloren hat. Er baut dem fiebernden Trapper ein Tipi gegen den Schnee, legt ihm Maden auf seine Wunden, damit sie heilen können und als der Trapper endlich aus seinen Fieberträumen erwacht, ist er fort.
Der Trapper macht sich wieder auf den Weg und findet den Indianer erhängt. Unweit davon trifft er auf eine Gruppe französischer Trapper. Sie halten auch die Tochter des Häuptlings gefangen. Er wird Zeuge ihrer Vergewaltigung. Es gelingt ihm sie zu befreien und das Pony seines ermordeten Indianerfreundes zu erbeuten. Nach einem langen und qualvollen Weg gelingt ihm die Rückkehr ins Fort. Hier kommt es dann zum „Showdown“.
Lange habe ich überlegt, ob mir der Film nun gefallen hat oder nicht. Ob er die vielen Oskarnominierungen und Vorschußlorbeeren nun verdient hat.
In der Art der Verfilmung erinnert mich der Film an Italo-Western. Die gesamte amerikanische Truppe, einschließlich ihres Vorgesetzten waren entsetzlich schmierlappig (wie in „Spiel mir das Lied vom Tod“). Nicht einmal nach ihrer Rückkehr ins Fort hat sich ihr Anblick geändert. Wie räudige Verbrecher, nicht wie Soldaten. Da frage ich mich, ob das so dargestellt werden muss.
Die Handlung entspricht dem klischeehaften US-Western, mit den Indianern als den skalpierenden Bösen. Wenn man das Buch „Bury me at Wounded Knee / Begrabt mich an der Biegung des Flusses“ gelesen hat, dann weiß man, das dieses Klischee überhaupt nicht stimmt. Im Gegenteil. Auch in den Büchern „Colorado“ und „Die Bucht„“ von James A. Michener spricht dieser von vielen sehr friedliebenden Indianerstämmen. Dies findet sich auch bei James F. Coopers „Lederstrumpf“ bestätigt. Für die Arapaho zum Beisppiel war es ein Zeichen des größten Mutes, den ärgsten Feind heimlich, aber unter Zeugen, zu berühren. Das Skalpieren sollen die Indianer übrigens erst von den Franzosen übernommen haben.
An Brutalität ist der Film kaum noch zu übertreffen. Sowohl zwischen Menschen, als auch im Umgang mit Tieren. Di Caprio habe ich anfangs überhaupt nicht erkennen können. Die Maske hatte ihn so verändert. Daher weiß ich auch nicht, ob es wirklich seine schauspielerische Leistung war oder nur die extrem gute Maske. Was ich zugeben muss, ist die außerordentliche Kraftanstrengung aller Schauspieler, denn in diesen Naturgegebenheiten zu spielen, war mit Sicherheit sehr kraftraubend.Was auch sehr schön war, waren die Landschaftsaufnahmen. Sie und die Maske hätten einen Oskar verdient.
Es gibt zwei Filme, die ein ähnliches Thema behandeln. Der eine ist „Jeremiah Johnson“ mit Robert Redford und „Der mit dem Wolf tanzt“ mit Kevin Kostner. Beide Filme finde ich um Klassen besser als den „The Revenant„. Ich kann sie mir immer wieder anschauen obwohl sie streckenweise auch sehr brutal sind.(Bei „Der mit dem Wolf tanzt gelingt es mir nicht mehr weiterzuschauen nachdem „white Socks“ erschossen ist). Aber doch nicht so. Diese niedrige, verrohte, eklige Darstellung der Menschen – und zwar aller und das durch den ganzen Film – finde ich widerlich. Kein Wunder, wenn die jungen Menschen so emphathielos werden, wenn sie fortwährend so einen harten Tobak vorgesetzt bekommen. Es entspricht/entsprach ja auch nicht der Realität.
Das Thema und seine Verarbeitung hat mir nicht zugesagt. Es spricht ausschließlich die niederen Instinkte im Menschen an. Nein, mir hat der Film nicht wirklich gefallen. Die vielen Oskarnominierungen und Vorschußlorbeeren kann ich nicht nachempfinden. Mir scheint, hier sollten möglichst viele Zuschauer in die Kinos gelockt werden. Uns ist es ja auch so ergangen. Ich beurteile den Film als „nicht sehenswert“ (nicht einmal im Puschenkino).