Der Schneepinguin

Junior und Papa sind fort zu einer Veranstaltung. Das Prinzeßchen spielt Lego, ich stehe im dichten Schneetreiben und gebe Reitunterricht. Auf dem Pferd eine durchgefrorene, aber glückliche Reiterin, denn sie schafft es heute das erste mal, ein Pferd ohne Ausbinder durchs Genick zu reiten.

Plötzlich kommt das Prinzeßchen in Schneemontur aus dem Haus und fängt an zu werkeln. Der Schnee ist gerade zwei Zentimeter hoch – aber der Schneemann (eher ein -männchen….) muss jetzt noch sein. Zum Glück ist es auch Pappschnee. Er bekommt Steinaugen und eine hübsche Himmelfahrtskarottennase.

Das Prinzeßchen findet, damit sieht er wie ein Pinguin aus.

(Beim fotografieren muss ich den Blitz einschalten, so dunkel ist es schon geworden)

Einkaufen

Wir wollen einkaufen gehen. Junior schnappt sich seinen Geldbeutel, das Prinzeßchen bricht in Tränen aus, denn ihrer ist leer. In den letzten Wochen hatte sie ihn verlegt gehabt und daher wanderte das Taschengeld immer ins Sparschwein, für das Mama keinen Schlüssel hat.

Ich fahre also mit einem heulenden und einem nicht heulenden Kind in Richtung Supermarkt los. Nach einer Weile mein Junior, nun seinerseits mit Tränen in der Stimme: „Ich habe genug Geld, ich kaufe dem Prinzesschen ein Überraschungsei, damit sie nicht mehr traurig ist!“

Das Prinzesschen trocknete ihre Tränen, Junior machte sein Versprechen wahr und wurde mit einem dicken Dankeschön nebst Umarmung seiner Schwester belohnt.

Ich könnte sie knutschen, die zwei.

Pistensau

Heute wollen wir wieder skifahren gehen. Beim Frühstück versuche ich, dem Prinzeßchen ins Gewissen zu reden.

„Es wäre echt toll, wenn Du heute auch mal anhalten würdest und nicht einfach von oben bis zum Lift durchbretterst!“

Vor vierzehn Tagen sah das bei ihr nämlich so aus: vier oder fünf schöne Bögelchen- und dann würden die Bögelchen immer schmaler, das Kind immer schneller und nach der halben Abfahrt ging’s dann senkrecht die Piste runter, bis das Unvermeidliche geschah: das Prinzeßchen bremste mit der Nase im Schnee.

Guckt mich doch die verhinderte Rennfahrerin mit großen Augen an: „Aber der Marcel Hirscher bremst doch auch nicht!!!!!“

Matsche geht auch bei fünf Grad

Als ich gestern Nachmittag vom Arbeiten und anschließendem Einkaufen nach Hause komme, sitzen die Kindelein im Sandkasten. Die Außentemperatur beträgt um die fünf Grad und der Tag ist feuchtgrau.

Die Kindelein sind ein wunderbares Beispiel für „es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“. Natürlich motzen auch sie gelegentlich, wenn sie bei schlechtem Wetter mit uns raus gehen sollen. Vor allem Junior möchte viel lieber im Haus bleiben und Bücher verschlingen.

Aber wenn sie dann draußen sind, dauert es gerade mal so lang, bis sie um die Hausecke gebogen sind und die Welt ist in Ordnung.

Da werden die Inliner an die Füße geschnallt, die Stockgewehre am Rücken befestigt und schwupp – ab auf die Biathlonpiste. Oder auf die Schaukel, die im Handumdrehen zur Absprungrampe für Skispringer wird. Manchmal aber werden auch Stöcke im Garten gesteckt und sie sausen die Gran Risa hinab.

Ich schweife wieder einmal ab. Gestern lagen die Inliner in der Einfahrt, aber die Kindelein saßen im Sandkasten. Ein großer Eimer mit patschnassem Sand, mehrere Förmchen, die mehr Wasser als Sand zu enthalten schienen. Da wurde gerührt, gematscht, gebaut. Ist doch egal, ob das Wetter grau und kalt ist!

Doofe Farben

Schlaftrunkene Prinzessin beim nächtlichen Kontrollgang, bevor wir ins Bett gehen. 

„Papa hat Junior heute nicht vorgelesen, weil der an der Tapete rumgerupft hat.“ 

Dann Stirnrunzeln und ein grimmiger Blick. „Dabei macht man das doch nicht, man soll die Tapete weiß lassen, auch wenn weiß ’ne doofe Farbe ist. Ich finde ja lilapink viel besser!“

Spricht’s, schließt die Augen und schläft weiter. 

Flauridad

„Mama, was heißt eigentlich Flauridad?“, fragt mich das Prinzeßchen mittags, als ich sie vom Kindergarten abhole. 

Ich rätsele, was sie meint. „Wo kommt das denn vor?“ 

„Na, bei Laulen!“

Was zum Geier ist Laulen????? 

„Und wo hast Du das gehört?“

„Beim Papa, als er mich gebracht hat !“ (In den Kindergarten nämlich)

Hm. Ich versuche einen Schnellschuss und singe „Feliz Navidad“ an. Treffer!

„Kam das im Radio?“

Entsetztes Aufstöhnen. „Nein, nicht im Radio, im Sharan!!!!!“

Völlig losgelöst

Kennen Sie noch „Major Tom“ von Peter Schilling?

Ich erinnere mich noch gut, wie das Lied 1982 (das Jahr mußte ich nachgucken) herauskam. Da war ich acht Jahre alt, aber dennoch kann ich mich erinnern, dass es bei meinem Vater und natürlich den beiden Brüdern total beliebt war und ausgesprochen häufig gespielt wurde.

Kam es nur so oft im Radio und wurde ständig aufgedreht? Oder hatte sich mein Vater die Schallplatte gekauft? Ich kann mich nicht erinnern, ich müßte Herrn Vater mal fragen. Vielleicht bilde ich mir auch nur ein, dass es so oft lief ?

Wie auch immer, auch bei Schnäuzelchen ist es Bestandteil einer gerne gespielten Playlist, die außerdem noch so tolle Sachen wie „Bodo mit dem Bagger“ oder „Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehn“ enthält. Großes Kino also für die Kindelein.

Gestern fahren wir so zum Handballtraining in die Nachbarstadt und plötzlich beginnt das Prinzeßchen lautstark „völlig losgelöst“ zu singen. Die Melodie war recht frei interpretiert, aber erkennbar, die Textstücke reichlich durcheinander geraten.

Dann kommt die hübsche kleine Zeile „und grüßt mir meine Frau“ – und Erdbeerstuhurm!

Jawohl, sie haben richtig gelesen, Erdbeersturm. Das Prinzeßchen unterbricht sich, irritiert. „Gell, Mama, es gibt keinen Erdbeersturm!?!?“

Leberkäs‘

Wir sitzen bei der abendlichen Brotzeit. Die Kinder, allen voran das Prinzeßchen, sind hundemüde.

Ich schmiere dem Prinzeßchen eine halbe Scheibe Brot mit Butter. Darauf möchte sie Leberkäse, also bekommt sie eine halbe Scheibe. Die Scheibe ist ungefähr einen Zentimeter dick, bedeckt dafür die halbe Brotscheibe nicht ganz, aber fast.

Das Prinzeßchen meutert, sie wolle eine ganze Scheibe auf das Brot, was Schnäuzelchen ihr verwehrt. Und nun geht es los, das Theater. Sozusagen Komplettprogramm.

Das Heulen beginnt, immer wieder unterbrochen von „Ich will aber eine ganze Scheibe“, steigert sich zum Crescendo. Wir lassen uns nicht beirren. Das Prinzeßchen zeigt uns, wo der Leberkäse das Brot nicht bedeckt, immer noch heulend. Wir machen noch einmal unseren Standpunkt klar, das Abendessen geht weiter, in sich steigernder Heulbojenbegleitung.

Schließlich wird es Schnäuzelchen zu bunt, er nimmt das Prinzeßchen mitsamt ihres Stuhles, trägt beide in die Küche, erklärt dem heulenden Mädchen, es könne wieder zu uns kommen, wenn sie sich beruhigt hätte und schließt die Schiebetür.

Erstaunlich, aber wahr – das Geheul kennt noch eine Steigerung. Zwischendrin bricht ein wütend gekreischtes „AAAAAAAAHHHHH“ aus dem Kind hervor. Schnäuzelchen und ich gucken uns mit hochgezogenen Augenbrauen und aufgerissenen Augen an, fangen an zu grinsen, Junior beginnt zu lachen.

Scheinbar hat das Kreischen aber beruhigt, denn kurz darauf ist Ruhe in der Küche. Also wird das Prinzeßchen wieder an den Tisch geholt. Des Dramas zweiter Akt beginnt.

„Aber da guckt Brot unter dem Leberkäs‘ raus!“, Schnäuzelchen verschiebt den Leberkäs an die fragliche Stelle. Da nun natürlich an der anderen Seite noch VIEL mehr Brot rausguckt, beginnt die Sirene von Neuem.

„Ich will aber eine ganze Scheibe!!!!!!“

Ich schnappe mir ihr Brot, greife zum Messer und schneide die 1cm dicke Scheibe durch, so dass es nun zwei dünnere Scheiben sind. Als ich beginne,  heult das Kind „Mama, mach das nicht!!! Laß das!!!!!“.

Ich lege beide Scheiben aufs Brot, sie holt gerade wieder Luft, um ihr Gebrüll zu steigern. „Da, guck, jetzt guckt kein Brot mehr raus.“

Funkstille. Als hätte jemand einen Knopf gedrückt.